Sonntag, 26. April 2020

Brutale Niederschlagung des ungarischen Volksaufstandes

Das 1945 von der Roten Armee befreite und besetzte Ungarn begab sich spätestens durch den Friedensvertrag mit der Sowjetunion im Jahre 1948 in eine militärische, wirtschaftliche, politische und kulturelle Abhängigkeit von Moskau. Nachdem Ungarn 1949 von der kommunistischen „Vereinigten ungarischen Arbeiterpartei“ regiert wurde, kam nach dem Tod Stalins (1953) der Reformkommunist Imre Nagy zum ersten Mal als Ministerpräsident an die Macht. Zwei Jahre später wurde er abgesetzt und eine „Restalinisierung“ wurde durchgeführt. Vorbild der Entwicklung in Ungarn war Polen, wo im Sommer 1956 für höhere Löhne demonstriert wurde.
Am 23. Oktober 1953 demonstrierten Studenten in Budapest und forderten eine Demokratisierung, den Abzug der sowjetischen Besatzungstruppen und die Wiedereinsetzung von Imre Nagy als Ministerpräsident. Ihnen schlossen sich über 100.000 (manche Quellen 500.000) an. Die Sicherheitspolizei schoss auf die Demonstranten. Einige Armee-Einheiten zogen mit, woraus ein Volksaufstand resultierte. Nach einem Generalstreik wurde Nagy wieder Ministerpräsident. Für einige Tage versuchte die neue Regierung ihre Forderungen umzusetzen, doch am 4. September kam es zum Angriff sowjetischer Panzer auf Budapest. Der Aufstand wurde brutal niedergeschlagen, wie etwa schon 1953 in der DDR.

Sowjetischer Panzer in der Schützenstraße in Berlin
Von Bundesarchiv, B 145 Bild-F005191-0040 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5448844

Die Hoffnung der Ungarn, dass sie vom Westen und hierbei insbesondere von der USA Hilfe bekämen, wurde bitter enttäuscht. Die Supermächte USA und UdSSR arrangierten sich. Keine Einmischung der USA in die Ungarnkrise, gleichzeitig auch keine Einmischung der UdSSR in die Suezkrise, welche ansonsten durchaus in einem Weltkrieg hätte enden können. Auf der Strecke blieben die Demokratisierung Ungarns und das ungarische Volk.
Der Warschauer Pakt hatte weiter Bestand und Chruschtschows extrem hartes Durchgreifen hatte zur Folge, dass die anderen Ostblockstaaten gewarnt waren. Sie hatten gesehen, dass Moskau vor Nichts zurückschrecken würde. 7000 Sowjetsoldaten und 25.000 Ungarn verloren ihr Leben. 2000 Todesurteile und 20.000 langjährige Haftstrafen wurden verhängt. Über 200.000 Ungarn flüchteten, hauptsächlich über Österreich. Dort wurde rund 180.000 Flüchtlingen Asyl gewährt. Die Hilfsbereitschaft von kirchlichen und privaten Organisationen sowie die riesige Spendenbereitschaft der Österreicher übertrafen alle Erwartungen.
Dies ist vor allem interessant, wenn man betrachtet, wie die Einstellung der aktuellen ungarischen Regierung unter Victor Orban und somit des Großteils der ungarischen Bevölkerung zu Flüchtlingen aussieht. Man möchte die europäischen Grenzen komplett abschotten und von den bereits in Europa angekommenen Flüchtlingen, die auf verschiedene Länder aufgeteilt werden sollen, niemandem Asyl gewähren. Vor solch einem historischen Hintergrund sollte man sich an das Leid der ungarischen Flüchtlinge erinnern, die vor einem vergleichbaren Bürgerkrieg geflohen sind, wie er heute etwa in Syrien stattfindet. Die Hilfsbereitschaft, die damals den Ungarn in Österreich widerfuhr, sollte man nicht vergessen und durchaus versuchen, den Geflohenen aktuell ebenso helfend entgegen zu treten.

Felix Kuhn (10b)

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